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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Sonntag, 6. Februar 2011

Esst Hummer und lasst die Flußkrebse mir!





Hummer schön und gut, am liebsten als Dekomaterial oder als Cocktail oder Suppe bei der Frau Eckel. Das ist eine gute Sache. Aber in Wahrheit lache ich über den Hummer. Nicht wegen seiner zusammengebundenen Scheren, da tut er mir leid. Wobei: Haben Hummer überhaupt ein Bewußtsein, besteht ihr Kopferl aus mehr als nur einem Nervengeflecht? Ich weiß es nicht. Auch Flußkrebse wacheln mit den Scheren, wenn sie sich wichtig machen wollen. Der Wichtigste unter ihnen ist der Chef und, wie Darwin es vorgesehen hat, verfügt über eine etwas dickere Schale als die anderen und etwas stärkere Scheren. Schmeckt auch eine Spur besser. Die Krebse sind es, weshalb ich über den Hummer lache. Sie schmecken nämlich um einiges delikater als der entfernte Verwandte. Leider sind sie auch eher selten, trotz gewisser vorhandener Züchter, und deshalb schreibe ich ja diese Hymne auch hier, wo sie kaum einer liest und nicht in Massenmedien. Flußkrebse kann man sich natürlich von einem Gradwohl, einem Wörther, einem Eselböck oder eben, sie Einleitung, auch einer Frau Eckel zubereiten lassen. Alles gevifte Krebsspezialisten. Doch der kulinarische Kämpfer zieht die Auseinandersetzung mit der Schale vor. Er rückt ihr mit Krebsbesteck zu Leibe, zupft und zurrt und knackt. Krebsbesteck haben sie nur mehr in wenigen, der Tradition verhafteten Häusern, zum Beispiel dem großartigen Winkler in Neumarkt am Wallersee. Da ist der erste Krebsschwanz, köstlich. Dann die Scheren, der Kopf, nichts darf übrig bleiben. Dazwischen stärkt er sich an dem Krebsensud, der meistens aus Dill, Kümmel, etwas Weißwein und anderen Aromen besteht. Dazu trinkt er Riesling vom Knoll, der passt am besten (ich habe es in tausenden Selbstversuchen probiert). Letztens, bei Böhle, hatten sie kein Krebsbesteck. Doch: survival of the fittest. Ich brach ein kleines Stück von der Schere, knackte sie mit den Zähnen, bohrte mit der Schere in ihren Innereien und entwand ihr das letzte Stück, ein Nanohäppchen Krebs. Denn wenn es gut schmeckt, lassen wir nichts zurückgehen! (ar)

1 Kommentar:

  1. "wo sie kaum einer liest"

    In meinem Fall klappt das natürlich nicht, ich lese hier ja begierig immer alles! :)

    Erst vor 2 Tagen stand ich an der Fischtheke der Metro, da lagen Berge von Krebsen- es war eine Wonne. Allerdings habe ich sie noch nie selbst zubereitet. Mir fehlt auch das Werkzeug, wenn ich vom Gebiss mal absehe.
    Und für eine gute Königskrabbe lasse ich sofort jeden Hummer stehen!

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