- - -
Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
- - -

Samstag, 18. Februar 2012

Unterirdisch





Brauchst du abends etwas Ernüchterung, einen kleinen Ärger einfach vor dem Zubettgehen, dann schau doch in die Albertina Passage. Der Doorman sieht aus wie die Bedauernswerten, die in den Filmen mit Jean Reno oder Daniel Craig schon in den ersten zehn Sekunden verprügelt werden. Das erweckt Mitleid, aber nicht Sympathie. Drinnen rempeln Erwachsene mit halbwüchsigem Benehmen beim Anstellen an der Garderobe. Wir, durstig und guter Dinge, lassen die Garderoben links liegen und betreten durch einen schlauchartigen Gang das Lokal. Ein weißes Klavier, unbesetzt, eine leere Bühne, dafür undefinierbare Musik aus der Dose. Die Freunde warten. Doch mir bleibt gerade zum Hallo-Sagen Zeit, denn eine groß gewachsene Dame in Schwarz nähert sich und fordert auf, den Mantel an der Garderobe abzugeben. Warum? Der Chef will es so. Wo ist der Chef? Igendwo. Er will es so. Man könnte ja die Mäntel auch dezent neben den Bänken ... Nein? Ich kriege diesen österreichuntypischen Appetit auf Servicierung, der mich auch auf Autobahntankstellen als einziger auf den im unverschämten Spritpreis inkuldierten Tankwart warten lässt. Sage also, wenn die Mäntel hier nicht reindürfen, dann können man sie gerne zur Garderobe bringen lassen. Spätestens um diese Zeit taucht dann in Lokalen, die wirklich internationales Niveau haben und es sich nicht einfach nur anmaßen, ein Servicemitarbeiter auf, nimmt den Gästen die Mäntel ab, bringt sie zur Garderobe und kommt mit dem Garderobenzettel zurück.Geht nicht, so die Große. Wir müssen die Mäntel selbst hinbringen, uns selbst anstellen. Warum? Weil es nicht geht. Schnell ist entschieden: Dann gehen wir. Wie Buben, die sich nicht benehmen können, werden wir von der Lehrerin zum Ausgang eskortiert. Ich frage mich jetzt: Sahen wir aus, als ob wir einen gespritzten Apfelsaft bestellen würden oder randalieren, dass wir behandelt werden wie 14-Jährige in der Landdisco? Vielleicht ist es so, immerhin ist ein Haken meines Tufflecoats abgerissen und das Lederband mit der weißen Schnur hängt gefährlich weg, als hätte ich mich gerade auf der Straße geprügelt. Aber es könnte ja trotzdem sein, dass wir gerade im Internet eine Milliarde verdient haben. Oder, wenn ich das Publikum hier richtig verstanden habe: dass der Papa gerade eine Milliarde gemacht hat. Andere Frage: Casht die Albertina Passage jeden Abend so viel, dass sie es sich leisten kann, mit Gästen umzugehen wie eine Landdisko in Tamsweg, mit Gästen, von denen man ja nie wissen kann, ob sie nicht gegen elf Uhr abends noch Lust auf ein paar Flaschen Roederer Cristal kriegen? Oder ist es einfach Wien, wo das Bemühen um Niveau mit wenigen Ausnahmen fast nie übers Kellergeschoß hinauskommt? Eigentlich wollte ich über das Essen in der Albertina Passage schreiben. Das spare ich mir jetzt mit der Ergänzung, dass es laut verlässlichen Informanten nicht besonders sein soll. Aber dem "Chef" (ich meine damit nicht Reinhard Gerer, der angeblich fürs Küchenkonzept verantwortlich ist), der die Gäste bei der Garderobe warten lässt, ist das wahrscheinlich so gleich wie es mir ist, wenn ich die Angelegenheit, sagen wir, von Hong Kong oder Buenos Aires oder vom Mars aus betrachte (ar)

3 Kommentare:

  1. Übrigens heißt es Dufflecoat nicht Tufflecoat. Als Journalist sollten Sie sich um korrekte Rechtschreibung bemühen.
    Besonders ihre ss- und ß-Schreibung ist stark verbesserungswürdig.
    Auch würde ein nochmaliges Durchgehen Ihrer Artikel bzw. eine Rechtschreibprüfung sehr viele Tippfehler korrigieren.

    Was für ein unnötiges wehklagen wegen abzugebender Garderobe.

    AntwortenLöschen
  2. Sorry - korrekt: unnötiges Wehklagen

    AntwortenLöschen
  3. Achja, wie lustig ist es doch immer zu beobachten, mit welch stumpfsinnigen Mitteln Kleingeister und Erbsenzähler einem genialen Schreiber in die Parade fahren wollen.

    Die Lust vergeht allerdings, wenn man sieht, dass der Herr Oberlehrer zu feig ist, mit seinem Namen dafür einzustehen.

    Und übrigens: in einem oberkorrekten, oberlehrergeprüften deutschen Text heißt es nicht "sorry", sondern"Entschuldigung".

    AntwortenLöschen