- - -
Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
- - -

Sonntag, 2. März 2014

Ich sage ja zu Josephs Bistro

Einmal sperrte er auf, dann wieder zu. Seit einiger Zeit gibt es das Josephs Bistro auf der Landstraße wieder und ich war jetzt einmal dort, um zu frühstücken. Joseph, der geniale Bäcker, hat im dritten zum einen mit dem hartnäckigem Vorurteil der Ortsansässigen zu kämpfen, die ihm vorwerfen, er würde die Bobos aus dem Zweiten und dem Siebenten jetzt in den geliebt grindigen Dritten ziehen. Mit Kapuzenpullis und Turnschuhen bewaffnete Menschen sind gegenüber dem räudigen Kinocenter tatsächlich etwas häufiger zu sehen. Und? Mich stören sie nicht.

Auch die Preise von Joseph Brot stehen immer gerne im Mittelpunkt scharfer Kritik. Natürlich ist es hier teuer. Vielleicht sogar sehr, sehr teuer. Doch der reflexartige Vorwurf ist nicht nachvollziehbar. In Wien gibt es keine großflächige Hungersnot. Wenn Brot auch aus früheren Zeiten als Grundnahrungsmittel galt (Brotpreisbindung), ist es nicht einzusehen, warum es nicht 2014 dem nützlichen Prinzip von Angebot und Nachfrage folgen darf.

Bei Joseph setzen sie Preise auf einem mutigen Niveau fest, die Leute stehen dennoch Schlange. Wo ist das Problem?

Lokalaugenschein: Der Service zieht zuerst langsam, dann aber kräftig an. Natürlich ist bei vollem Haus eine Wartezeit einzuplanen. Presto ist das alles nicht. Aber die Frage, ob sich das Warten lohnt, beantwortet sich für den Gast mit einem eindeutigen Ja. Herliches Spiegelei auf leicht getoastetem und mit Klasse-Bergkäse überbackenem Joseph Brot. So geht Frühstück. Delikater Joghurt mit Nüssen und Honig danach oder davor, fertig. Die Kultur an analkoholischen Getränken und Säften ist in Wien unerreicht.

Und das Essen? Eine gebeizte Forelle mit einem Teller voller Gemüsen und Salaten hat den Freunden am Tisch geschmeckt, ein geschmortes Lamm ebenfalls. Schließlich ist Josephs Bistro kein Café, sondern ein Bistro, also ein vollwertiges Speisenlokal.

Es ist dennoch schön, wenn es in Wien Frühstücksgelegenheiten gibt, wo nicht das B wie Billig-Prinzip, sondern das G wie Gut-Prinzip gilt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen