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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Donnerstag, 16. Februar 2012

Dem Franzos einen Stoß

Der milde Hass der Österreicher auf die Franzosen kommt ja nicht von ungefähr. Marie Antoinette, Napoleon, Versailles, die Sanktionen. Dieses über Generationen währende Mißtrauen, um nicht zu sagen, Angst oder Antipathie macht den Frankreich-Urlaub fast österreicherfrei. Ein Vorteil. Doch ich verliere mich in Details. Kommen wir zur Sache, zur französischen Küche in Wien. Was soll man dazu sagen: Bonjour Tristesse. Vor ein paar Monaten haben sie uns etwas Neues eröffnet. Französische Bistroküche im gekachelten Ambiente eines kleinen Ladens im Palais Ferstel. Beaulieu heißt das kleine Lokal und von Anfang an waren alle begeistert. Ich war dann einmal dort, bestaunte die Auswahl an kleinen, wohlfeilen Weinen und andere Spezereien aus französischer Produktion. Dann bestellte ich einen Aperitif, irgendwas mit Champagner und Pastis. Ich hatte vorher noch nie von dieser Kombination gehört und das, wie ich mir sagen musste, vollkommen zu Recht. Das Zeug schmeckte nämlich scheußlich. Auf der Karte las ich dann, dass es zu allem und jedem auch Baguette gibt, was in keinem französischen Bistro oder Restaurant eine Erwähung wert wäre. Ich ging. Vor kurzem ein zweiter, diesmal ernsthafter Versuch. Das Lokal voll ein Austernbecken. Der Service ausnehmend freundlich. Wir dürfen vor der Vitrine Aufstellung nehmen, auf den frei werdenden Tisch warten, und bestellen erst einmal Rosachampagner und eine Quiche gegen den aufkommenden Hunger, die da in der Auslage liegt. Der Champagner kommt in Sektschalen, die Quiche ist ausgesprochen gut, sodass wir uns an eine weitere Sache wagen. Gänseleberparfait, das allerdings eine Dame, die wohl eine Katze zuhause hat, an die Erzeugnisse von Sheba erinnert. Ich selbst besitze ja nur Stofftiere, kann mir aber ausmalen, dass der Vergleich nicht als Kompliment gemeint ist. Der Tisch wird frei. Wir bestellen eine Dose Sardinen, etwas von der Bueurre d'Isigny und Baguette, dann ein paar Hauptspeisen. Bei Sardinen, bei der Butter aus Frankreich und beim Baguette kann fast niemand etwas falsch machen, also machen sie auch im Beaulieu nichts falsch. (Man muss das aber relativieren. Die meisten Baguettes in den Wiener Restaurants sind lasch oder trocken, die Butter schmeckt nach gar nichts.) Die Hauptspeisen dann eine Aspern-artige Niederlage. Das Faux-Filet (auf deutsch Beiried) kommt auf matschigen Bratkartoffeln und ist zäh wie die sprichwörtliche Schuhsohle. Unessbar. Eine Lammstelze ist roh, zäh sind beide, ein Couscous ist lauwarm und würzlos. Wir haben schon die dritte Flasche in Arbeit, einen Sehr-OK-Roten aus der Rhonegegend zum Preis von 15,-, aber das nimmt uns nicht die Sicht auf die Realität. Und die Realität ist: wenn ich in Wien akzeptabel französisch essen will, bleibt mir leider weiterhin nur Schwechat. Ich meine den Flughafen. (ar)

1 Kommentar:

  1. ach ja, wie wahr. oder um mit HFO und seinem tyroler drachenspiel zu sprechen: hui, des isch g'sessen. hilft nix, selber kochen.

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