- - -
Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
- - -

Samstag, 11. Januar 2014

Kinder, Kinder

Muss man mit Kinderwägen Champagnerbars entern, soll man Fünfjähjrige auf den wackeligen Regalen enger Delikatessenläden parken? Die Frage stellten sich viele von uns in der Vorweihnachtszeit. Im Glitzermonat Dezember trifft man nicht nur viele so genannter Zeitgenossen mit Lions-Punch-Pappbecher-Geruch in  der U-Bahnstation, gefühlte ebenso viele tragen auch ihre Nachkommenschaft wie eine Trophäe mit sich. Wollen sie damit der Welt sagen: Seht her, Weihnachten ist da, und wir haben Kinder. Echte Kinder, während immer mehr Looser wie ihr sinnentleert und frustriert vor dem Weihnachtsbaum mit euren Stofftieren Stille Nacht singen werdet?

Wer jetzt eine Philippika gegen die Öffentlichmachung des Familienstandes von Gästen in Bars oder Restaurants erwartet, wird leider enttäuscht. Wäre zu billig und das Billige ist an dieser Stelle so erwünscht wie, sagen wir, Maschinensemmeln zum Frühstücksei. Denn die Chance, dass aus einem kleinen jungen Herren, der im Kinderwagen ohne sich dessen noch bewusst zu sein, den Sound von perlendem Jahrgangschampagner im Glas wahrnimmt, später einmal ein großer und guter Trinker wird, ist doch bedeutend größer als wenn er statt dessen den Lärm der Rapidfans am Fußballplatz injiziert bekommt. Wenn derselbe junge Herr (und gleiches gilt für die junge Dame) im kleinen Wurstgeschäft den Duft einer Fenchelsalami ins Geruchsgedächtnis implanitert bekommt, ist das auch besser als der Gestank der Fertigfritten bei McDonalds. Oder sagen wir lieber Salamifertigpizza, denn das Hinhauen auf McDo ist auch billig mittlerweile.

Vor kurzem saß ich bei den Obauers in der Nachbarschaft einer kaputzenpulloverigen Familie aus Russland. Der Winzling schrie. Papa nahm ihn in die Arme und drückte ihm ein Busserl auf den Nacktschädel. Papa hatte gerade einen Branzino mit Treviser Radicchio verspeist hatte und war sehr entspannt. Der Bub beruhigte sich augenblicklich. Er war noch viel zu einer von den Großen, um beispielsweise die Obauer Wienerschnitzel (mit Frites) würdigen zu können wie es die beiden Schwestern taten. Dennoch: Der Kleinste wird  vielleicht eines Tages wiederkommen und statt Schnitzel Kalbskopf "Rudi Bayr" bestellen. Eine erwachsene Portion. Und dazu nicht Cola, sondern eine Flasche Ruilly.

1 Kommentar:

  1. Da hast duvollkommen recht, man (fast) nicht früh genug anfangen um unseren kiddis die geachmacksknospen zu öffnen. Ich habe es von meinen Eltern so erfahren und das selbe mache ich bei meiner Tochter seit sie 3 ist ( vorher hat es ja nun wirklich keinen Sinn). Der Erfolg gibt mir recht, wenn ich mich bei befreundeten Familien und schulkolleginnen meiner kleinen mal umsehe bzw 'umschmecke' dann besteht die kulinarische Bandbreite der Kids aus 5-10 Gerichten die über mcd, hendlschnitzel & Pommes, tk Pizza.... Njicht hinausgeht. Wenn man dann die Eltern drauf anspricht hört man immer das selbe: dascessen sie nicht, es ist zu scharf, warum sollen sie was essen was ich auch nicht mag,.... Naja mit der Einstellung wirds halt nix werden mit freier entwicklumg des eigenen Geschmacks. Die kiddis sollten meiner Meinung nach selbst entscheiden können was ihnen schmeckt und was nicht. Ausserdem ist Geschmack antrainiert und wissen die wenigsten. Also bitte liebe Eltern: gebt euren Kindern die Chance selbst entscheiden zu dürfen

    AntwortenLöschen