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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Dienstag, 26. Oktober 2010

Die Proletarisierung des Sacherwürstels.

Das Hotel Sacher galt immer schon als Aushängeschild der Hotellerie und Gastronomie Wiens. Seine Küche wurde immer wieder kritisiert. Ein gewisses Bemühen um Qualität war ihr jedoch nie abzusprechen. Und immerhin: das nach dem Vorzeigebetrieb genannte Sacherwürstel, die Stretched Limo unter den Wiener Würsteln, die eigentlich Frankfurter heißen, genießt in der Stadt nicht nur in der Roten Bar des Sachers, sondern auch in anderen ambitionierten Cafés und Restaurants Kultstatus. Doch die Familie Gürtler schert sich da wenig um den Ruf und liefert in ihrem Hotel den Wienern ihr ganz persönliches Sparpaket. Die hatten keine Probleme für ein paar Würstel, die es nebenan am Würstelstand durchaus ähnlich gibt, an die neun Euro zu bezahlen, weil sie wußten: es sind die Extras und der Porzellanteller, die ein wirklich gutes Sacherwürstel ausmachen. Zu Papptellern statt Porzellan konnte man sich im Hause Gürtler noch nicht hinreißen. Vielleicht kommt das noch. Doch das delikate und gerne willkommene Jourgebäck wurde durch ofenheiße Semmeln ersetzt, die beim ersten Biss zerknacken und bröseln wie ein schlecht gemauerter Terrassenboden . Der Servicemitarbeiter kann auf meine Frage nach dem Jourgebäck nur antworten: Ciabatta? Wir würden jetzt übertreiben, wenn wir an dieser Stelle vom Kulturverfall in einer so genannten Weltstadt reden. Aber kein Kompliment machen dem Hotel Sacher für dieses Downgrading, das dürfen wir. (ar)

Hotel Sacher, Philharmonikerstraße 4, Wien 1010, Telefon: +43 (o)1 52 456 0

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