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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Montag, 22. Juli 2013

Wein und Bergkräuter am Libellensee

Der Libellensee liegt in einem Wäldchen in Oberlech. Er ist kleiner als der Bodensee, aber größer als die Badewanne in meinem Hotelzimmer. Den Namen hat er von den vielen schönen Libellen, welche oberhalb des Wassers ihre Runden fliegen, während derer es auch manchmal zu einer Paarungssituation kommen kann.

Die Libellen, so erzählt die Sage, seien nicht zufällig hier. Sie würden den Geist bewachen, der unter der Wasseroberfläche des Libellensees wohnt. Ob es ein guter oder ein böser Geist ist, weiß man eigentlich nicht, aber sicher ist sicher.

Wenn die Libellen ihre Kreise fliegen, wundern sie sich bisweilen. Eine Gruppe von Menschen taucht auf, lässt sich am Ufer des kleinen Sees nieder. Sie haben Weinflaschen und Gläser dabei, was bei den Libellen nicht weiter komisch vorkommt. Sie wissen, dass intelligente Menschen oft Gläser und Weinflaschen mit sich führen.

Doch einer von den Seebesuchern hat einen Korb dabei, gefüllt mit gerade gesammelten Bergkräutern. Kräuter sind nicht so die Sache der Libellen, sie würden es verstehen, wenn man den Wein zum Käse serviert, aber das mit den Bergkräutern - seltsam sind sie doch, die Menschen.

Sommelière Tanja Gohrke und Küchenchef Thorsten Probost vom Burg Vital Hotel haben sich die Sache einfallen lassen. Probost darf sich als ausgewiesener Fachmann im Gebiet der Kräuter bezeichnen lassen. Er kennt wirklich jedes Gewächs in den Oberlecher Bergen, weiß um seine gesundheitliche Wirkung und um die perfekte Dosierung. "Sauerklee", sagt er zum Beispiel, "kann in großen Dorsierungen giftig wirken." Er ist ein großer Fan des Bergschnittlauchs, verwendet guten Heinrich statt Spinat und sagt: "Wenn der Stengel einer Pflanze mehr als fünf Ecken hat, ist sie wahrscheinlich nicht genießbar."

Wußte ich zum Beispiel nicht. Sie?

Tanja Gohrke fand die Idee, Wein zu Kräutern zu degustieren und auf die Wirkung zu überprüfen, interessanter als das schon lange durchgekaute Thema Wein und Käse. Egal, was die Libellen am Libellensee davon halten, öffnet Tanja erst einmal einen Sauvignon Constantia Glen aus Südafrika. Es ist ein 2011er und noch sehr jung, mit weniger agressiver Frucht als zum Beispiel eine steirische Klassik. Mit Leimkraut funktioniert der Wein erst einmal gar nicht, es wird bitter im Mund. Mit wildem Kümmel gefällt die Frucht des Sauvignons schon eher.

Der nächste Wein: Riesling Smaragd 2007, Alzinger, ist in jedem Fall ein Genuss. Gewagt, den Wein mit wilder Minze zusammen zu bringen, doch das Petrol der Minze macht sich exzellent mit dem reifen Wachauer Riesling. Schließlich öffnet Tanja einen wuchtigen, holzbetonten Chardonnay von Löwengang 2009 von Alois Lageder aus Südtirol. Ein Wein, der den Trinker unter einer Holzlawine begräbt.

Doch Kräuter wie Sauerklee oder andere eher säuerliche Pflanzen geben dem Wein den richtigen Kick.  Es wirkt mit seiner Frische gegen die Üppigkeit des noch sehr jungen Weins. Detto Zahnlavendel und Quendel.

"Wenn ich also merke, ich habe einen Wein, der nicht hundertprozentig zum Essen passt oder mir einfach einen Tick zu heftig ist, kann ich ihm mit ein passenden Wildkräutern eine andere geschmackliche Richtung geben."

Wir trinken aus, die Libellen drehen weiter ihre Runden. Der Geist des Libellensees, oft muss er schrecklichen Durst haben.

www.burgvitalressort.com


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