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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Freitag, 27. August 2010

Goldegger Selbstgespräche: Der beste Fleck der Welt.

Den besten und schönsten Fleck der Welt finde ich auf der Terrasse des Seehofs in Goldegg. Es ist ein Zwetschkenfleck. Einmal gefunden, sofort gegessen. Schellhorn lässt den Fleck mit Mürbteig anfertigen, wodurch er mehr an Höhe, aber auch an Delikatheit gewinnt. Die Zwetschken als solche liegen nicht flach auf dem Teig, sondern fast stehend, sich entfaltend in der Welt der Jausenkaffees und Seeterrassen. Der Zwetschkenfleck beim Zauner in Ischl stinkt dagegegen lächerlich ab, zu süß und zu klebrig den vom Ratzka in Salzburg memoriere ich gerade nicht. Heute abend gibt es geschmortes Schulterscherzel, in Barolo, vorher Tatar vom Pinzgauer Rind. Dazwischen vielleicht, aber nur vielleicht, ein kleines Hirn, damit ich etwas habe, was mir zu denken gibt. Einer der Gründe für meine Goldegger Erfrischung ist nicht nur der kleine, herzige Moorsee (Sepp Schellhorn hat das Fischrecht. Huchen und Saiblinge sind herrlich frisch und gut.), sondern die Küche unter dem jungen Andreas Pointner (ich erwähnte den Namen schon in dem Zusammenhang), der aus einer Bauernfamilie kommt, was seinem kenntnisreich Umgang mit dem Pinzgauer Kalb sehr förderlich ist. Ob Vitello tonato, ob gebratenes Kalbskotelett, ob gefüllte Kalbsbrust, ob Leber, ob Bries mit Heu geräuchert und Lauch, oder einfach nur gebacken und natürlich das Hirn (kann man in Wien nur beim Eckel essen und sicher sonst nirgendwo). Wenn sich die Gäste gut benehmen und brav ihre Dirndeln und Jopperln anziehen, gibt es frische Rehleber mit Steinpilzen, Thymian und Butter, einfach so, und man lässt nicht ein Molekül zurückgehen. Das Wiener Schnitzel zählt zu den besten ever. Und das Sensationelle daran: es wurde weder von Pointner und seinen Jungs und auch nicht von Sepp Schellhorn selbst gebacken, sondern von Rosemarie Etzer, einer einfühlsamen Sommeliere. Sie servierte es mir lebenserhaltend gegen Mitternacht, als ich erschöpft und hungrig nach ein paar Stunden auf Kolonos in Goldegg mich in den Seehof rettete. Dazu gab es Braterdäpfel der Qualitätsstufe Eins Plus und nachher ein paar Gin Tonics "Queen Mum." (ar)

9 Kommentare:

  1. ANLASS und Ursache. Dieser Fleck ist der Anlass. Alles andere wäre ja Stumpfsinnig. Wenn man diesen Zwetschkenfleck gegessen hat, isst man keinen anderen Zwetschkenfleck mehr. Dieser Zwetschkenfleck ist derart löblich, dass alles andere als schiere Komik und Blödelei verkommt. Im Leben ist so, dass es wichtigeres gibt als Komik und Blödelei. Darum gibt es diesen Zwetschkenfleck. Allerdings.
    Wer will schon ein "six pack" wenn man dafür auch ein Fassl bekommen kann.

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  2. Probieren Sie doch mal die Marillenknödel,... himmlisch!

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  3. Da Sie ja nun ein Hirn zu sich genommen haben, enden vielleicht jetzt die Selbstgespräche?

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  4. Lieber Herr Anonym, liebe Frau Anonym, Kritik ist immer angebracht, aber Fooodie Hirnlosigkeit vorzuwerfen, ein Griff in die untere Schublade. Stehen doch dazu und tun Sie's unter Ihrem Namen.

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  5. Anonym heißt in Wirklichkeit Christian Bircher. Ein Mann, der Hirn verweigert, aber Kant zitiert. So, jetzt ist es gesagt. Ich mußte ein Monat lange kein Hirn bei Schellhorn essen, bis ich einen derart klaren Kopf hatte, dass ich es wagen konnte, das zu schreiben. Jetzt kann ich wieder Hirn bei Schellhorn essen.

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  6. der vom ratzka ist aus germteig und mit einer schicht hauchfein gehobelter haselnüsse zwischen teig und zwetschken, wenn ich mich richtig erinnere. ein stück wäre hilfreich zum memorieren, aber es ist knapp 300 kilometer (und zwei ruhetage) entfernt, leider. ich würde aber auch ohne das auffrischungsstück behaupten, dass er besser ist als der goldegger. sein muss.

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  7. Ratzka ist der Gott unter den Mehlspeismachern. Ein Überirdischer Konditor. Nicht von dieser Welt also und wenn ich sage, dass der Goldegger Zwetschkenfleck der schönste und beste dieser Welt ist, ist das also richtig, denn Ratzkas Sachen sind ja nicht von dieser Welt.

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  8. die göttin. schon seit 14 jahren. bis dahin bin ich mit dem gott aber auch einverstanden.

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  9. okay, cherchez la femme, wie immer ...

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