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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Freitag, 6. August 2010

Doppler am Wörthersee.

Der Doppler war der Bösewicht meiner Jugendtage. Er war Darth Vader, Mephisto und Dr.Marbuse in einem. Er war das schlechteste, was die Heurigenwirte in meinem Heimatort in Flaschen gießen konnten. Und sie hatten viel schlechtes abzufüllen, das Weinmachen war, anders als sie es von sich dachten, eine ihrer größten Schwächen und keinesfalls ihre Stärke. Der Doppler vom Heurigen war die Antithese zur Trinkkultur, die man damals, und das ist bei Gott nicht lange her, denn so alt bin ich nämlich nicht, nur aus dem Ausland kannte. Und auf einmal war er weg. Vergessen. Die Gebinde höchstens als Aufbewahrungsort für den Sturm im Herbst, für selbst gemachte Hollundersäfte oder als rustikale Blumenvasen verwendet. Hatten sich die Doppelliterflaschen das verdient? So richtig hässlich waren sie ja nie, höchstens ihr Inhalt. Der Doppler war, das muss ja auch gesagt werden, die Magnum der kleinen Leute. Und Österreich ist ja, wie wir wissen, voll von kleinen Leuten.
Schon lange allerdings frage ich mich, wann der Doppler sein Comeback feiern wird. Schließlich badet die Welt und nicht nur die kulinarische Welt, seit Jahren in Retro, einem Schaum mit dem süßen Geschmack der Erinnerung an die Sechziger und Siebziger. Einmal entdeckte ich ein paar Doppelliterflaschen mit "Zweigelt" und "Veltliner" bei einem Fleisch und Geflügelhändler auf einem Wiener Markt. Ich erwog nicht wirklich, davon zu probieren. Doch jetzt ist er wirklich da, der Doppler. Er feierte unlängst sein Comeback auf einer der schönsten Bühnen der Welt, dem Wörthersee. Und er schaut aus wie damals, das Etikett ist etwas größer als es früher sein mußte, wo man nur sagen mußte: Wein. Alles andere schien den Österreichern damals zu elaboriert und nachgerade lächerlich elitär. Er ist da und ich ließ mir aus ihm einschenken am Wörthersee, im neuen Seerestaurant Saag, wo Hubert Wallner wunderbar kocht und Ines Hofstadler (früher Obauer und Schlossstern) hervorragend einschenkt. Sie empfahl mir den Gemischten Satz vom ehrbaren Wiener Weingut Rotes Haus. Ich trank ihn zur Forelle mit Sicherkaviar, Kren und viel Tomatenaroma und für einen Moment schien mir das Leben ganz okay zu sein. (ar)

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