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Contributors: Alexander Rabl (Text) +++ Stefan Fuhrer (Layout)+++
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Montag, 11. Oktober 2010

Die Wüste im schönsten Garten der Wachau.






Im Auge des Hurricans herrscht vollkommene Stille. Ich war selbst noch nie in einem solchen - die Reisebüros sind einfach nicht schnell genug - aber ein Sonntagmittag im berühmten Loibnerhof lässt das Gefühl erahnen, wie es sein muss. Unser Tisch ist der Tisch im Auge des Hurricans. Rechts und links Hochbetrieb. Tempo, Geschäftigkeit, Serviceleute im Eilschritt. Kalbsbrüste, knusprige Schweinsbraten, Welse werden herangeschleppt, die besten Weine Österreichs in silbernen Eiskübeln. Nach etwa zwanzig Minuten Wartezeit wird die Tischgesellschaft unruhig. Ich muss um Containance bitten, kann aber selbst auch das Zittern meiner Hände nicht mehr übersehen. Die hier wissen halt nicht, dass wir wie immer sehr durstig sind und mit einer Karaffe vom herrlichen Knollschen Veltliner oder Riesling sehr leicht und auch länger ruhigzustellen. Nach weiteren zehn Minuten endlich die Frage, ob wir zu bestellen wünschen. Ein Gedanke, der zu formulieren wäre: "Doch ja, wir hatten, weil wir schon mal hier sitzen, tatsächlich die Bestellung von Wein und Speisen erwogen ..." Mittlerweile geht es uns aber wie Clint Eastwood bei seinem Wüstenmarsch in Sergio Leones "Zwei glorreiche Halunken", wenn auch die Sonne in der Wachau nicht mehr so stark brennt wie in der Sierra. Die fortschreitende Dehydrierung, sie lässt uns leise sagen: "Riesling, Soda." Weite zehn Minuten später: Der Tod durch Flüssigkeitsentzug wurde knapp abgewendet. Haben wir schon einmal festgehalten, dass der Jahrgang 2009 ein ganz außerordentlicher Jahrgang ist? Selbst die leichten Federspielweine sind schlichtweg großartig geworden, wenn ich mir diese differenziert weinkennerische Beurteilung erlauben darf. Auch die Verwobenheit der Schäume, Aromen und Gewürze einer Krebsenbisque und ihr leicht scharfer Abgang am hinteren Gaumen (fast ganz hinten, da wo der Gaumen nur mehr für die Aromen der ganz großen Suppen zuständig ist) sind großartig. Der Schütt Veltliner Smaragd 2008 eine kluge Entscheidung. Nach einer guten halben Stunde läuft jetzt alles wie am Schnürchen. Kalbskutteln! Ein bereits ausreichend herumgereichtes und ziemlich abgekochtes Thema. Dennoch ist es unsere, meine Pflicht, hier ausdrücklich festzuhalten, dass ich kein besseres Kuttelgericht kenne, als diese schlotzige, zotige, nach ehrlichem Stallgeruch duftende Mischung aus Kuttel, Kalbsfuß, winzigen Gemüse, wenigen Bohnen, die mit einem Löffel und nichts anderem serviert wird. Ich kenne andere. Aber keine besseren. Und: auch die Zwetschkenknödel sind delikat, topfig und zwetschkenfruchtig süß. (ar)

Loibnerhof Familie Knoll
Unterloiben 7
A 3601 Dürnstein
Tel.: +43 2732 82890


2 Kommentare:

  1. Trotz des " occhio del ciclone ":-) war das Mittagessen bei Loibnerhof ein super gastronomisches Erlebnis.

    Gute Wahl!
    Tanti saluti

    David

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  2. Das freut mich besonders, das zu hören ...

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